Gedanken einer Maklerin zur Vermietung einer Wohnung in Augsburg
Seit Jahren ist absehbar, dass steigende Zinsen, Baulandpreise, Materialkosten und Löhne zu einem immer engeren und teureren Angebot an Mietwohnungen führen - wenn denn überhaupt noch welche gebaut werden.
Baugenehmigungen nehmen von Jahr zu Jahr ab - nicht nur für den Mietwohnungsbau, sondern generell.
Es findet also auch eine Verdrängung vom Wohnungsverkauf zu Mietwohnungen statt.
zig Nachfragen von verzweifelten Menschen, die teilweise über ihr persönliches Schicksal schreiben. Die mir erklären, dass sie demnächst zwangsgeräumt werden und dass Obdachlosigkeit droht.
Es haben sich Rentner gemeldet, die aus ihren verschimmelten Wohnungen ausziehen möchten,
Studenten und junge Paare, die es auf Grund von Studienbeginn oder Jobangeboten nach Augsburg zieht,
Geflüchtete aus der Ukraine, aus Syrien - oft ganze Familien mit mehr als sechs Personen.
Selbstverständlich führe ich keine Massenbesichtigungen durch sondern vereinbare individuell Termine, um die Menschen, die sich für die Wohnung interessieren, auch wirklich ein bisschen kennen zu lernen.
Letztendlich entscheide ich, wer in die engere Wahl kommt. Dann findet ein Gespräch mit dem Vermieter statt.
Ist das zu viel verlangt? Ist der Vermieter wirklich der immer wieder zitierte Kapitalist, der die Mieten hochtreibt und auf Kosten von Mietern ein Leben in Saus und Braus führt? Ich kenne solche Vermieter nicht.
Und viele Berichterstattungen über sogenannte Mietnomaden (die wirklich sehr, sehr selten sind) heizen in öffentlichen Berichterstattungen die Gemüter weiter auf (die Mieter, die ich in meiner 30jährigen Berufserfahrung kennenlernte, waren ganz normale Menschen - ohne böse Absichten den Vermietern gegenüber).
Dann würde ich am liebsten Mal den Augsburger Stadtrat aufscheuchen und den einzelnen Mitgliedern vorschlagen, doch mal bei mir für ein paar Tage mitzuarbeiten, damit sie das Elend und die Verzweiflung der Suchenden in ihrer schönen Stadt Augsburg hautnah erleben.






